Bismarckstraße
Und wieder sitze ich an einem Bahnhof auf einer von jenen Bänken, auf denen man nicht nur nicht liegen, sonder überhaupt nur aufrecht sitzen kann. tut man es nicht, rutscht man unweigerlich immer weiter nach unten, bis man es irgendwann nicht mehr aushält. Ich hasse Design. Aber ich beherrsche mich und nehme die aufrechte Haltung ein.So soll es wohl sein. Und da kommt auch schon mein Zug. Die Fahrt besteht nur aus Gedankenfetzen und vorbeihuschenden Lichtern von Nachtschicht leistenden Fabriken und zweitklassigen Luxusquartieren im Niemandsland der Pendler. Meine Station, ich steige aus, schöne Altbauwohnungen, ein ganzer Block in türkischer Hand oder so, im vorbeigehen schaue ich durch ein offenes Fenster: Eine Riesen wohnung, das Zimmer in das ich schaue ist ein Salon, Steinegeklacker, Spielchips, denke ich. Da sitzen sie am großen Tisch. Es wird gespielt. Gelächter. Babygeschrei. Eine Querstraße weiter der Kiosk, der den ganzen Winter über umgebaut hat und nun eine Art Bar mit Assi flair ist, ich kann schon im vorbeigehen die üblichen immergleichen stereotypen Gespräche hören, aber natürlich ist auch das die "beste Trinkhalle der Stadt" und ihr Verkäufer, wie mir versichert wurde, der "netteste Kerl überhaupt". Na dann Prost. In den Hof und vorbei am Auto meiner Vermieterfamilie, die anscheinend immer noch nicht kapiert was draußen läuft, darum haben sie den Hof gestaltet wie ein Westernfort aus "Winnetou", sie leben in ihrer eigenen Welt, eine Welt, in der das Törchen zum hinteren Hof dazu da ist, damit es zugemacht wird. Und ich finde das hat ja auch seine Logik. Ich frage mich, ob ich für 200 Euro im Monat weiterhin im Ghetto bleiben soll, oder ob mir Aufstieg in die Gediegenheit der wirklichen City weitere 200 Euro Aufpreis wert ist.
Vielleicht wird dann alles besser und ich werde ein ganz normaler Mensch. Ich brauche Leben um mich herum. Dabei ist doch all das auch Leben. Aber trotzdem: "Ich sitze an meiner bescheuerten Bushaltestelle und warte auf meinen bescheuerten Bus" , ich will es nicht mehr denken, die Frau, die das geschrieben hat kann ich nur zu gut verstehen. Sie fehlt mir manchmal sehr. Ich muß weg. Aber wird dann wirklich alles besser?
Vielleicht wird dann alles besser und ich werde ein ganz normaler Mensch. Ich brauche Leben um mich herum. Dabei ist doch all das auch Leben. Aber trotzdem: "Ich sitze an meiner bescheuerten Bushaltestelle und warte auf meinen bescheuerten Bus" , ich will es nicht mehr denken, die Frau, die das geschrieben hat kann ich nur zu gut verstehen. Sie fehlt mir manchmal sehr. Ich muß weg. Aber wird dann wirklich alles besser?
luxuspenner - 27. Jul, 01:09