Durch Zufall bei Ebay gesehen. Diese Frau möchte ein Kleid verkaufen.

Finde ich irgendwie ganz originell, sich komplett selbst mit abzulichten. Machen wahrscheinlich die wenigsten, damit dann nachher nicht so was wie jetzt hier passiert, hä hä. Aber im Ernst, ich finde das toll, quasi ein Schnappschuss direkt aus dem Leben.
luxuspenner - 27. Okt, 13:23
Es war die Zeit, in der wir alle einen C 64 zu hause hatten oder unbedingt einen haben wollten. Die Zeit, in der ich mir die Radiomitschnitte von einem Mitschüler kopierte, allesamt aus Hr 3 mit der Pausentaste aufgenommene Kompilationen zeitgenössischer Posongs, die er dann allesamt mit Aufkleber, auf denen „Top Hits“ und jeweils ein Filzstiftpunkt in einer jeweils anderen Bunten Farbe einen weiteren Teil der Serie markierte. Ich fand das damals unheimlich professionell. Einmal lieh ich mir eine Reihe Schallplatten aus, pump up the volume und Marillion und so. Die kamen von einem Cousin aus der Stadt, Jason, ich sollte ihn später kennen lernen. Damals war er für mich ein unbekannter Held, heute sehe ich ihn ganz anders. Aber zu jener Zeit fuhr ich ein Mofa, eine Garelli Automatik, die ich mir, der Punkermode entsprechend, rot schwarz umlackiert und mit einem Aufkleber versehen hatte: „Colonialismus“ stand da drauf, im Schriftbild dem Coca Cola Schriftzug ähnlich. Ich fand das irgendwie gut. Der Aufkleber stammte aus dem Fundus meines Stiefvaters, ein Alt 68 er, infolge der Öko bewegung sind wir dann alle aufs Land gezogen. Meine Mutter, ich und er. Mir fällt das alles wieder ein, weil ich eine Sendung im Radio aufnehmen will, die aus meinem achziger jahre Ghettoblaster kommt, während ich hier in einer "Metropole" sitze und den urbansten Blick überhaupt genieße: Der Hauptbahnhof, Postkartengleich, mitsamt der Skyline, die vielgerühmt, aber ja doch irgendwo wertlos ist. Das ist mein Ausblick, nach zwei Jahren Erdgeschoß mit Bäumen oder Häusern davor sollte man es sich gönnen. Dafür sehe ich auch morgens die Junkies, die sich in einem scheinbar unbeobachteten Winkel ihr Süppchen in einem kleinen Löffel kochen. Mahlzeit. Das läßt mich manchmal an meine eigene Zeit im Kreis von fast ausschließlich Junkies denken, damals hatte ich eine Freundin die "drückte", und Leute mit Namen wie „Jesus’“, die auch genau so aussahen, saßen mit mir und ihr halbwegs matt um mein Matratzenlager und meinen Gitarrenverstärker herum, im Hintergrund lief wahrscheinlich Jimi Hendrix, und ich frage mich immer noch, warum er „Jimi“ und nicht „Jimmiy“ heißt. Ich weiß im Nachhinein nicht, ob es eine schöne Zeit war. Aber es gibt schlimmeres: Eine Frau im Rollstuhl fährt durch mein Postkartenpanorama, sie fährt auf der Straße, umendlich langsam, sie hat ein Kopftuch auf, sie bezieht die Füße in ihre Vorwärtsbewegung ein, ist eine Simulantin. Sie fährt gegen die Einbahnstraße und es dauert eine Ewigkeit. Autos kommen ihr entgegen und bremsen aprupt, die wenigsten hupen. An der brenzlichsten Stelle, der einzigen Kurve, bleibt sie eine Weile stehen. Es sieht aus , als möchte sie einen Unfall provozieren. Aber irgendwann hat sie es geschafft und eine Passantin gibt ihr Geld. Aha. Stuntwoman.
luxuspenner - 27. Okt, 13:06