3 x petra + 1 Accessoire

Neulich vor zwei Tagen. Auf einer party kam eine alte Bekannte vorbei. Heyhey, Begrüßung, und aber sie fand die Musik und wahrscheinlich auch die Scene Scheiße. Und das wäre ja auch total okay. Wenn sie nicht Design studieren würde. Denn blabla etepetete, gibt es ja auch den Mainstraim der Kunststudenten. Wenn ich das Wort "Antifolk" nur höre, wird mir nicht gut. Obwohl ich es mag. Durchaus. Aber Teufel noch eins ... diese Geschmacksrichtlinien innerhalb der Elite der Geschmacksexperten ... gehn mir gegen den Strich. Zahnspange auf, Zahnspange zu. Lass uns nicht über Musik reden. Abgesehen davon fand ich die Kritik ja berechtigt. Natürlich.

eine fernsehserie aus hongkong bringt mich fast zum heulen. immer ist das so romantisch! soeben wurde ich zum essen eingeladen, auch das ist schön. mjam.

Gestern mit A. Getränke holen, für die Bar. Auf dem Weg durchs Industriegebiet lese ich auf einer Reklametafel, daß Bausparen jetzt der letzte Schrei ist. Von mir aus, solange danach endlich Ruhe ist. Ist es natürlich nicht, denn dann gibt es ja noch dieses angefahrene Schulkind. Ein Helm könnte helfen. Hannelore Kohl Stiftung. Die hat sich doch umgebracht? Naja. Wir sind da. Einladen, ausladen, dreissig Kästen Becks. Hey ho Captain Jack. Ich bin müde, aber am abend dann als Barkeeper aktiv. Disco Party. Erst ist es so leer daß ich quasi im Stehen einschlafe, doch plötzlich sind an die hundert Gäste da und meine Zigaretten alle. Der DJ spielt Techhouse. Es gibt einen Energy Drink, der heißt "Effekt", deshalb sagen Leute Dinge zu mir wie: "Mach mir maln Effekt". Meine Mitbewohnerin kommt, überdreht wie immer, wir trinken viel, sie tanzt auf der Bühne, später, im Kreis der letzten Zehn, telefoniert sie mit irgendeinem Bekannten, daß sie auf einer behinderten Party sei und zum erstenmal im Leben Ihr Auto stehen lassen müsse. Noch später fährt jemand auf sie ab und sagt wir können alle bei ihm pennen, aber tatsächlich ist es zu unserer Wohnung näher, trotzdem fährt sie mit dem Auto und er mit dem Fahrrad hinterher. Auf halbem Weg hole ich ihn ein und wir lachen über diesen Unsinn. Und Captain Jack hat damit eh garnichts zu tun, er ist nur in meiner Sammlung der penetranten Ohrwürmer unterwegs und hat ausserdem ungefähr ein Jahr nach seinem ersten Erscheinen so einen samba bossa Schlager gecovert, der in den späten 70ern im Radio meiner Oma lief. Der Typ hat damit Kindheitserinnerungen in mir erweckt. Ich sah es einmal auf VIVA und wußte auf einmal wieder alles, aber dann habe ich es genauso schnell wieder vergessen und das läßt mir keine Ruhe. Ich muß dieses Lied auftreiben ... es könnte gefährlich sein.

irgendwann vor drei wochen sitze ich mit zwei freundinnen am tisch einer bar und wir trinken absinth. anscheinend bin ich der einzige, der eine wirkung spürt, ich sage es ist ein bißchen wie ecstasy. so geoutet komme ich mir auch gleich ein bißchen blöd vor. wir blättern in büchern über maler aus der großen zeit dieses getränks, sie liegen überall herum. der dj hält clubmusik der frühen neunziger an diesem abend für das große ding und wir schauen gerade ein bild von monet oder so an, es heißt "der matador", er liegt am boden, vom stier getroffen. ich witzele herum, daß ich auf dem heimweg mit dem fahrrad endweder so wie er enden oder mit den kirmestechnobeats im ohr nach hause fliegen werde. am ende vielleicht beides, erst fliegen, dann fallen sage ich und fühle mich immer noch dämlich beflügelt. ich hätte besser ein schickes abendkleid angezogen, in meinem schwarzen jacket komme ich mir auch verkleidet vor, und dann, als die musik ihren elenden zenit erreicht hat, muß ich an einen morgen in einem club in einer millionenstadt am anderen ende der welt denken: eine verwegene schar schwitzte mit den letzten minimalen zuckungen den rest aus sich heraus. ich wußte nicht so recht und stand blöd am rand, als irgendein typ mir mit seiner hand über den rücken fuhr und sie dann auf meiner hüfte ruhen ließ, um schließlich zu sagen: "now i know you, just with my hands". ja klar. trotzdem ließ ich ihn stehen und ging tanzen, nachdem ich mich auf dem klo in einer peinlichen aktion meiner langen unterhose entledigt hatte, es war winter und draußen scheisskalt. später sassen wir im taxi und unser einheimischer schauspielfreund sah lange den menschenüberfüllten bussen hinterher. jetzt bin ich wieder hier und denke blöd am rand stehen macht dich kaputt. knack knack. eine schallplatte dreht ihre endlosen runden in der auslaufrille. schlafen.

neulich großoffensive der veganen tierschützer in der der fussgängerzone, drei tote schweinebabys auf einem tapeziertisch. und ein plakat: Kindermörder. oder so in der art jedenfalls. ich mußte sofort an meine religiös vegane verflossene denken. sie würde es bestimmt toll finden, obwohl es ja schocking ist und sie gewalt ablehnt. im grunde haben sie ja recht, undundund, aber ich ... habe es nie geschafft. bin in letzter zeit bei spaghettifertiggerichten angelangt, verfeinert mit 150 gramm gemischtem hackfleisch. der trick ist, man muß das tomatenmark vorher mit wasser anrühren, sonst geht es eine dumme verbindung mit dem ölsud in der pfanne ein und die sache ist gelaufen und es wird nie schmecken. während ich koche wummern diffus die bässe aus dem weit entfernten stereo, während ich schreibe verkochen die nudeln zu einem glitschigen brei. ich muß weg.

natürlich ging alles gut. und die leute trauen mir ja einiges zu - in einer expertenbranche einen millionendeal zu vermitteln oder auch ein konzert einer weltbekannten rockgruppe zu managen. im ernst. die welt steht mir offen. aktuell habe ich nicht mal mehr geld für zigaretten. ausschlafen ist auch nicht drin. eine freundin meinte: wolln wir jetzt reich werden? ich weiß nicht so genau. warum nicht. vielleicht hilft es ja doch. ich muß schlafen.